Freiwillige Feuerwehr Hirblingen
Nach der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hirblingen im Jahr 1878 wurden die Feuerlöschgeräte im „Pfarrstadel“ – einer zum Anwesen des Pfarrhofes gehörende Scheune untergebracht. Diese Scheune befand sich im Besitz der Pfarrpfründestiftung und hatte an der Westseite zwei Tore. Bis 1975 genügte eine Toreinfahrt. Hier wurde der Tragkraftspritzenanhänger und anschließend ab 1964 das erste Feuerwehrauto, ein Ford-Transit (TSF 8) untergebracht. Im anderen Raum lagerten die unterschiedlichsten Gegenstände – auch anderer Vereine – und in diesem Raum überlebten auch unsere historische Feuerspritze aus dem Jahr 1903 sowie die hölzerne Feuerwehrleiter.
Die bei den Übungen und Einsätzen gebrauchten Schläuche wurden am Hydrant auf der Straße gewaschen. Die Schläuche wurden zuerst außen an der Rückseite des Gasthauses Goldener Engel zum Trocknen aufgezogen.
In den 1960er Jahren baute die Gemeinde auf den Pfarrstadel ein Trockenturm, der von der Fahrzeughalle aus bestiegen werden konnte. Jetzt wusch man die Schläuche am Hydrant vor dem Gerätehaus und zog sie anschließend zum Trocknen in den Schlauchturm hoch.
Noch vor der Eingemeindung 1974 nach Gersthofen beschloss der Hirblinger Gemeinderat den Kauf eines neuen Feuerlöschfahrzeugs LF 8. Es wurde im August 1975 an die Wehr übergeben. Jetzt wurden beide Tore für die Feuerwehr benötigt. Allerdings erwiesen sich die Tore des Pfarrstadels als zu niedrig. Der Boden musste tiefer gelegt werden.
Mit den steigenden Anforderungen an die Wehr und der zunehmenden Geräteausstattung zeigte sich immer klarer, dass über kurz oder lang ein neues Gerätehaus nötig war. Die angespannte Finanzlage der Stadt Gersthofen erlaubte jedoch zu diesem Zeitpunkt noch keinen Neubau.
Doch schon in der Jahreshauptversammlung im Februar 1977 wird im Protokoll vermerkt „Genugtuung löste die Mitteilung des Vorstandes aus, dass die Stadt Gersthofen die Umgestaltung des Gemeindestadels an der Täfertinger Straße zu einem Feuerwehr-Gerätehaus nun genehmigt hat. Um die Kosten niedrig zu halten, wird das vorhandene Stallgebäude von den Mitgliedern der Wehr abgebrochen. Die dazu notwendigen Geräte stellt das Kieswerk Thaler kostenlos zur Verfügung. Vorgesehen ist, dass jedes aktive Mitglied hierbei 10 freiwillige Arbeitsstunden ohne Vergütung leistet.“ Bürgermeister Weiß gab noch bekannt, dass für dieses Neubauvorhaben 320.000 DM im Haushalt bereit gestellt sind.
Beim Feuerwehrfest zum 100jährigen Jubiläum der Wehr wurde das Gerätehaus am 8. Juli 1978 feierlich übergeben. Übergabe des Feuerwehrhauses, am Mikrofon Vorstand Alois Harle. Es ist schon erstaunlich, dass das erste Gerätehaus der Hirblinger Feuerwehr 100 Jahre den Anforderungen mehr oder weniger genügte.
Das neue Feuerwehrhaus war da natürlich was ganz anderes. Toiletten, Waschraum, Lagerräume, Schulungsraum und eine großzügige Halle für Ausrüstung und Gerät waren ja bisher nur Wunschtraum. Dies alles stand nun mit dem neuen Gebäude zur Verfügung. In Eigenleistung wurde noch ein „Florianstüble“ eingerichtet, das für gemütliches Beisammensein nach den Übungen oder Einsätzen und für Sitzungen zur Verfügung stand.
In der Folgezeit wurde die Wehr mit schwerem Atemschutz ausgerüstet. Im Jahr 1993 erhielt die Wehr zusätzlich ein Mehrzweckfahrzeug. 1998 erhielt die Wehr zum 120jährigen Jubiläum ein neues Löschfahrzeug als Ersatz für das 23 Jahre alte LF 8. Im eigentlich noch sehr jungen Feuerwehrhaus, das eigentlich nur für ein Fahrzeug konzipiert war, wurde es schon wieder eng. Aber man konnte sich arrangieren. Der Wunsch nach einem neuen Feuerwehrhaus war bei der Wehr nicht vorhanden.
Im Dezember 2009 erkannte die Stadt, dass die Beschaffungsmaßnahmen für die städtischen Feuerwehren professionell begleitet werden mussten. Deshalb erhielt der Gutachter Dipl. Ing. (FH) Stephan Rudolph den Auftrag zur Erstellung einer Feuerwehrbedarfsplanung für die Stadt Gersthofen. Ausgangslage für die Beauftragung durch die Stadt Gersthofen war insbesondere die Bedarfsprüfung der Fahrzeug- und Geräteausstattung der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Gersthofen.
Der Gutachter beschrieb das Ziel dieser Feuerwehr-Bedarfsplanung folgendermaßen:
GutachtenIn seinen weiteren Ausführungen ging er dann auch auf die zukünftigen Aufgaben der einzelnen Stadtteilwehren ein. Für Hirblingen wurde folgende Aussage getroffen:
Die Hirblinger Wehr sollte nach dem Gutachten in Zukunft als Redundanz zur Feuerwehr Gersthofen fungieren und dazu noch mit einem entsprechenden Fahrzeug (z.B. HLF 20/16) ausgestattet werden. Das heißt, die Feuerwehr Hirblingen ist nicht nur für den eigenen Ortsteil zuständig, sondern wird als Unterstützung der Gersthofer Wehr fungieren. Insbesondere bei Einsätzen in den großen Gewerbegebieten der Stadt, in dem sich viele größere und kleiner Industrie- und Gewerbebetriebe angesiedelt haben.
Da stellte sich dann aber sofort das Problem des zu kleinen Feuerwehrhauses.
Dies wurde vom Gutachter folgendermaßen beurteilt:
In der Mannschaft der Hirblinger Wehr wurde dieser Feuerwehrbedarfsplan äußerst hitzig diskutiert. Natürlich war die Mannschaft einerseits stolz, dass ihr diese zusätzlichen Aufgaben zugetraut wurden. Auf der anderen Seite sahen aber alle die zusätzlichen Belastungen durch Ausbildung, Übungen, Arbeiten am neuen Gerätehaus und vor allem durch die befürchtete erhebliche Zunahme an Einsätzen. Diese Bedenken wurden in einem Brief an die Stadt auch formuliert.
Nach weiteren Gesprächen, Klarstellungen und Erläuterungen stimmte eine sehr große Mehrheit der Wehr den künftigen Veränderungen zu und steht jetzt voll hinter der neuen Entwicklung.
In der öffentlichen Stadtratssitzung am 26.01.2011 Tagesordnungspunkt 3, stellte der Gutachter Herr Rudolph sein Gutachten, den Feuerwehrbedarfsplan dem Stadtrat vor.
Auszug aus der Diskussion im Stadtrat:
„Die Feuerwehr Hirblingen hatte bereits nach der ersten Vorstellung des Feuerwehrbedarfsplans Bedenken vorgebracht, dass mit den zusätzlichen Anforderungen die Bereitschaft für den Feuerwehrdienst abnehmen könnte. Das Schreiben liegt zur Kenntnis bei.“
In der gleichen Stadtratssitzung wurde unter anderen Punkten dann jedoch folgender Beschluss zum Feuerwehrbedarfsplan gefällt:
„3. Für das Feuerwehrgerätehaus Hirblingen wird die Verwaltung beauftragt, die erforderlichen Schritte für den im Feuerwehrbedarfsplan aufgeführten Neubau einzuleiten.“
Danach ging es sehr schnell:
Am 28.11.2011 befasste sich der Stadtrat erstmals mit der
Aufstellung des Bebauungsplanes H 7 “Feuerwehrhaus südlich der Gersthofer Straße” u. 30. Änderung des Flächennutzungsplanes
Die Sitzungsvorlage beginnt mit folgenden Worten:
„In seiner Sitzung am 17.08.2011 hat sich der Bauausschuss für die Errichtung eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Hirblingen auf dem Grundstück Fl.Nr. 161, Gemarkung Hirblingen, entschieden. Die Stadt Gersthofen hat das Grundstück bereits erworben. Als beabsichtigter Baubeginn ist der Sommer 2012 vorgesehen.“
Am 23.05.2012 wurden der Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans als Satzung beschlossen. Damit war der Weg frei für das neue Feuerwehrhaus.
Terminablauf bei den Planungen zum Feuerwehrhaus:
Bau- und Umweltausschuss | Ausführung der Architektenleistungen | 21.07.2011 |
Hauptausschuss | Festlegung des Raumprogramms | 19.10.2011 |
Bau- und Umweltausschuss | Vergabe von Ingenieurleistungen S-H-L | 11.01.2012 |
Bau- und Umweltausschuss | Genehmigung der Entwurfsplanung | 18.04.2012 |
Bau- und Umweltausschuss | Vergabe Architektenleistung | 13.06.2012 |
In der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 11.07.2012 wurde der
Bauantrag Nr. 109/2012 Grundstück: Fl.Nr. 161 Gemarkung Hirblingen, Gersthofer Straße Vorhaben:
Neubau eines Feuerwehrhauses in Hirblingen gestellt.
Die Planungen sehen 3 Fahrzeugstellplätze mit Waschhalle vor. Im östlichen Bereich befinden sich die Büros, Schulungsräume und die erforderlichen Nebenräume. Es werden insgesamt 19 Pkw-Stellplätze errichtet.
Die Zufahrt erfolgt von der Gersthofer Straße; die Zufahrt für die Feuerwehrleute erfolgt über den Feldweg.
Beschluss des Bau- und Umweltausschusses:
„Dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Hirblingen wird zugestimmt.“
Abstimmungsergebnis: Dafür: 11, Dagegen: 0
Mit der Planung und Bauausführung wurde das Architekturbüro Zirngibl Stich in Gersthofen beauftragt.
Der Spatenstich erfolgte am 16. November 2012. Erdarbeiten konnten noch vor dem Wintereinbruch begonnen werden.
Die Baumaßnahmen für das Feuerwehrhaus verliefen nicht so zügig wie eigentlich vorgesehen. Die Regierung von Schwaben warf der Stadt Gersthofen einmal sogar den „Verstoß gegen die Grundregeln des Vergaberechts“ vor.
Die Auftragsvergabe, so wurde vorgeworfen, sei „nicht transparent“ erfolgt. Allerdings konnte die Stadtverwaltung entsprechende Unterlagen vorlegen, die diesen Vorwurf entkräfteten. Die Regierung zog ihren Vorwurf zurück.
Hebauf wurde im Rohbau des neuen Hauses am 8. Februar 2014 gefeiert.